Männer, Macken, Mordattacken (German Edition) by Michaela Weyer

Autor:Michaela Weyer [Weyer, Michaela]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: UNKNOWN
veröffentlicht: 2016-06-14T22:00:00+00:00

»Was war das?«

»Ein Rottweiler«, erkläre ich sachlich.

»Das weiß ich selbst! Was dieses Tier und diese Person hier in meinem Haus zu suchen hatten, will ich wissen.«

»Dieses Tier war heute in unserem Haus, weil ich es malen soll.«

»Wie bitte? Du meinst diesen Schwachsinn also ernst, ja? Du malst hässliche Hunde, die sich hier überall herumtreiben und ihre widerlichen Haare hinterlassen, alles anknabbern und gemeingefährlich sind?«

»Albin-«

»Mein Gott, Flora, was ist mit dir, sind das die Wechseljahre, oder warum machst du diesen Blödsinn? Wann begreifst du endlich, dass dein Platz hier im Haus ist, an meiner Seite? Niemand verlangt von dir, dass du eigenes Geld verdienst. Du hast doch alles, was du brauchst, ein schönes Heim, Kleider, Kreditkarten ... du hast es gar nicht nötig, zu arbeiten. Schließlich bist du meine Frau.«

»Genau das ist es ja! Findest du nicht, dass es ein bisschen wenig ist, immer nur die Frau von irgendjemandem zu sein?«

Albin sieht mich verständnislos an.

»Du liebst deine Arbeit in der Bibliothek – glaubst du nicht, dass mir manchmal auch irgendetwas fehlt? Dass ich auch etwas tun möchte, was mir Spaß macht und mich ausfüllt?«

»Wenn du unbedingt etwas tun willst, dann mach wenigstens etwas Normales. Arbeite meinetwegen zwei Tage in der Woche als Sekretärin, oder vielleicht könntest du auch bei mir in der Bibliothek bei der Bücherausleihe unterkommen, aber hör um Himmels willen auf mit diesem Unsinn!«

»Das ist kein Unsinn. Ich möchte malen.«

»Ich möchte auch ein Buch schreiben, tue es aber nicht, weil ich es nicht kann! Meine Talente liegen eben woanders, und bei dir ist das genauso. So ist das eben. Schöne Worte sind nicht wahr – wahre Worte sind nicht schön, sagen die Chinesen. Du bist und bleibst nun mal die geborene-«

»Wenn du jetzt ›Hausfrau‹ sagst, kannst du was erleben! Ich bin genauso wenig als Hausfrau auf die Welt gekommen, wie du als Hausmann! Ich kann auch mehr als das! Ich kann malen, und ich werde es tun, ob dir das nun passt oder nicht!«

»Und was bitteschön soll ich meinen Freunden und Kollegen erzählen? Soll ich vielleicht sagen: ›Ach ja, meine Frau versucht sich in der letzten Zeit als Malerin. Sie bannt die Haustiere anderer Leute auf die Leinwand und glaubt, sie vollbringe damit große Kunst‹?« Albin schnaubt verächtlich. »Da würde ich mich ja in Grund und Boden schämen!«

»Ich werde weitermalen«, wiederhole ich mit fester Stimme.

»Schön, tu was du nicht lassen kannst! Aber nicht in meinem Haus! Such dir einen anderen Platz für deine Schmierereien, ich will damit nichts zu tun haben! Und ich warne dich: Mach mich nicht zum Gespött der Leute! Wenn du meinen guten Ruf zerstörst, wirst du das bitter bereuen!«

Er verlässt bestimmten Schrittes das Zimmer und ich sinke niedergeschlagen auf die Polsterecke. Das läuft ja wieder einmal wie am Schnürchen!

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